Bergamasker Steckbrief

Dieser kräftige Hirtenhund ist auch für Familien gut geeignet

Nur wenige kennen den zotteligen Bergamasker, denn er ist nicht weit verbreitet. Dabei ist er doch mit seinem geduldigen, liebevollen Charakter ein durchaus geeigneter Familienhund. Woher der Vierbeiner stammt sowie alles Wissenswerte über den Hirtenhund, lest ihr im Folgenden.

Geschichte des Bergamasker

Die Hunderasse Bergamasker ist eine sehr, sehr alte, die schon vor tausenden von Jahren den Hirten als treuer und zuverlässiger Arbeits- und Hütehund diente. Woher der Bergamasker genau stammt, ist nicht eindeutig belegt. Einige vermuten, dass der Hirtenhund mit Nomaden, bei denen er die Viehherde hütete, von Osteuropa nach Europa in die italienischen Alpen gelangt ist. Noch heute findet man bei Nomadenvölkern in der ungarischen Puszta, den französischen oder italienischen Alpen dem Bergamasker ähnlichsehende Hirtenhunde wie den Komondor, Puli oder Briard. Eventuell ist er mit dem Chien de Brie verwandt, den ebenfalls „Ziegenhaar“ ziert. Andere behaupten, der Bergamasker stamme von persischen Schäferhunden ab und seine Urahnen seien schon vor etwa 2000 Jahren mit römischen und phönizischen Soldaten aus Asien nach Italien gekommen. Erwähnung findet der Bergamasker in alten Schriften von Wanderhirten der italienischen Alpen aus dem 16. Jahrhundert. Sein italienischer Name „Cane da Pastore Bergamasco“ oder „Cane delle Alpi“ bedeutet „Hund der Schäfer von Bergamo“ beziehungsweise „Hund der Alpen“. Dies zeugt davon, dass er in dieser Gegend um Bergamo in den italienischen Alpen von den Hirten als Arbeitshund gehalten und gezüchtet wurde. Auch heute noch wird er primär für den Eigenbedarf von Schäfern gezüchtet, weshalb seine Verbreitung relativ gering ist. Nur etwa 2000 Exemplare des Bergamasker gibt es weltweit.

Bereits im Jahre 1891 wurde der Hirtenhund als „Cane da Pastore Bergamasco“ im italienischen Zuchtregister eingetragen mit dem ersten Rassestandard. Anfang der 1950er Jahre wurde der Bergamasker Hirtenhund ins Schweizerische Hundestammbuch eingetragen und 1959 erfolgte die Anerkennung als italienischer Hüte- und Gebrauchshund durch den Internationalen Hundeverband FCI. Der Bergamasker wird geführt unter der FCI-Standard-Nummer 194, gehört zur FCI-Gruppe 1 „Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)“, Sektion 1 „Schäferhunde“.

Erscheinungsbild des Bergamasker

Der Cane da Pastore Bergamasco fällt durch sein robustes, zotteliges Aussehen auf wie kein anderer Hund. Außer seinem Kopf, den Ohren und dem Schulterbereich trägt er lange, bis zum Boden reichende Filzlocken, sogenannte Dreadlocks. Wie ein Mantel liegen die Filzhaarmatten über dem kräftigen, muskulösen Körper des mittelgroßen Vierbeiners. Seine dicke, sich zur Spitze hin verjüngende, etwa bis zum Sprunggelenk reichende Rute ist mit leicht gewelltem „Ziegenhaar“ und auch herabhängenden Dreads bedeckt. In Ruheposition trägt der Bergamasker seine Rute als Säbelrute gebogen und schwingt sie beim Gehen wie eine Fahne hin und her. Seine Augen, die je nach Fellfarbe dunkel oder hell kastanienbraun sind, erkennt man aufgrund der herabfallenden Stirnhaare kaum. Der Bergamasker besitzt eine schwarze Schnüffelnase und hochangesetzte, dreieckige, halbhängende Ohren.

Wesen und Charakter

Der Bergamasker Charakter ist geprägt von eigenständigem Denken, Arbeitswillen, Gutmütigkeit und Menschenbezogenheit. Diese Eigenschaften waren und sind für einen guten Hirtenhund unabdinglich. Als äußerst arbeitswilliger Schäferhund hütet und treibt er auch heute noch in Italien die Schafe zusammen. Wenn er nicht als Arbeitshund gehalten wird, braucht er unbedingt eine sinnvolle Ersatzbeschäftigung. Der intelligente Hirtenhund ist es bei seiner Arbeit auch gewohnt, selbständig Entscheidungen zu treffen. Deshalb kann er die Befehle seines „Herrn“ durchaus in Frage stellen, wenn sie ihm als nicht sinnvoll erscheinen. Dafür ist er äußerst gelehrig, aufmerksam und schnell reagierend. Auf seine Dienste ist bei jedem Wetter absoluter Verlass. Der treue Zottelbär ist sehr wachsam sowie furchtlos und bewacht die ihm anvertraute Herde oder sein Heim äußerst gewissenhaft.

Da er sehr ausgeglichen, liebevoll und anhänglich ist, gibt er auch einen guten Familienhund ab, unter der Voraussetzung, dass er geistig wie körperlich ausgelastet wird. Alleine zu sein, fällt dem Bergamasker sehr schwer. Er braucht unbedingte Nähe zu seinem menschlichen Rudel, damit er glücklich ist. Wenn die Fellnase darf, begleitet er seine „Ersatzherde“ überall hin und hütete sie zuverlässig. Selbst im Schlaf scheint er stets wachsam zu sein. Kindern gegenüber verhält sich der Bergamasker Hund gutmütig und geduldig. Fremden begegnet er ebenfalls gutmütig und gelassen.

Wie halte ich einen Bergamasker?

Das Arbeitstier sollte nicht in einer kleinen Wohnung in der Stadt beherbergt werden. Denn als Schäferhund ist er gewohnt, viel Platz zu haben und oft draußen in der Natur zu sein. Aber der anhängliche Hütehund sollte keinesfalls alleine draußen in Hof oder Zwinger leben müssen. Denn dort würde er verkümmern. Ein Haus mit einem großen Garten bietet dem Bergamasker ein adäquates Zuhause, in dem er sich wohlfühlt.

Aktivitäten mit dem Bergamasker

Der italienische Hirtenhund braucht eine Aufgabe, die ihn geistig und körperlich fordert, um zuhause glücklich und entspannt zu sein. Er eignet sich bei jedem Wetter als Begleiter fast jeglicher Sportart wie zum Beispiel, Joggen, Fahrradfahren oder Reiten. Er liebt ausgedehnte, abwechslungsreiche Wanderungen, Intelligenzspielchen, das Erlernen von Kunststückchen und Hundesport. Der Bergamasker ist äußerst gelehrig und vielseitig, sodass viele Hundesportarten für ihn in Frage kommen. So zum Beispiel Agility, Dogdancing, Mantrailing, Treibball oder auch die Ausbildung zum Rettungs-, Fährten- oder Therapiehund.

Gesundheit und Pflege

Da der Bergamasker nur sehr wenig gezüchtet wird, ist er eine sehr urtümliche und robuste Hunderasse, die sich bester Gesundheit erfreut. Für die Zucht sind daher keinerlei gesundheitliche Untersuchungen, außer dem Röntgen der Hüfte, erforderlich. Gut gepflegt und ernährt wird der zottelhaarige Italiener zwischen 12 und 15 Jahre alt.

Der Hirtenhund ist bei seinem Futter nicht sehr wählerisch. Ihr solltet ihn aber auf jeden Fall ausgewogen ernähren, damit er lange fit und gesund bleibt. Sein Futter sollte neben einem ausreichend hohen Fleischanteil ebenso genügend Mineralstoffe und Vitamine beinhalten. Geschmacksverstärker, Zucker und chemische Zusätze sollten hingegen nicht enthalten sein. Für den langhaarigen Bergamasker bietet sich wegen seiner Barthaare Trockenfutter an, das ihn zumindest um den Fangbereich sauber bleiben lässt. Neben der Hochwertigkeit und Art des Futters solltet ihr auch die Menge an Futter richtig dosieren. Je nachdem wie aktiv, alt oder gesund der Hund ist.

Fellpflege

Die Pflege des Hirtenhundes ist recht einfach. Denn wenn ihr das Bergamasker-Fell urtümlich belasst, braucht ihr es grundsätzlich nie zu bürsten. Lediglich das rauere Deckhaar, auch Ziegenhaar genannt, an Kopf-, Ruten- und Schulterbereich solltet ihr einmal pro Woche bürsten. Der Bergamasker verliert keine Unterwolle und haart daher überhaupt nicht. Sein Unterkleid verwebt sich mit der Zeit mit dem wolligen Deckhaar, sodass es verfilzt wie bei Schafen. Es bilden sich Filzplatten, die man in Zotten unterteilen kann. Ab und zu könnt ihr die Zotten kürzen, damit sie den Hütehund nicht behindern bei der Bewegung. Wenn ihr keine Zucht mit dem Bergamasker betreiben und ihn auch auf keiner rassetypischen Hundeausstellung zeigen wollt, könnt ihr aus dem kleinen Zottelbär im Afro-Style auch einen charmant und gepflegt aussehenden Hirtenhund machen. Dazu müsst ihr ihn von klein auf regelmäßig kämmen. Dann meint man, einen ganz anderen Hund vor sich zu haben. Am besten benutzt ihr dazu Bürste und Trimmkamm, mit dem ihr seine Unterwolle entfernen könnt. Bevorzugt ihr lieber einen adretten Bergamasker Kurzhaar, dann müsst ihr ihn regelmäßig scheren oder zum Hundefriseur bringen. Vorteil von einem gekämmten oder geschorenen Bergamasker ist, dass er keinen Schmutz und Unrat in seinen verfilzten Dreads beherbergt. Und er riecht nach einem regenreichen Spaziergang auch weit weniger als der Hirtenhund mit seinen schlecht trocknenden, nach Hund riechenden Zotten.

Wie jeder Hund sollte die rustikale Fellnase regelmäßige Zahnpflege mittels Hunde-Zahnbürste, -Zahnpasta sowie Kauknochen bekommen. So minimiert ihr das Risiko, dass der Vierbeiner von Zahnstein oder Karies heimgesucht wird.

Entwicklung und Erziehung des Welpen

Bergamasker Welpen sind sehr gelehrig und mit Liebe, Konsequenz und Lob gut zu erziehen. Manchmal kann der Bergamasker Hirtenhund recht stur erscheinen, was aber lediglich bedeutet, dass er einen Befehl infrage stellt. Denn der Vierbeiner ist eigenständiges Arbeiten und Denken als Hütehund gewöhnt. Wie alle Welpen sollte der kleine Zottelbär von klein auf gut sozialisiert werden. Daher solltet ihr mit dem Energiebündel die Hundeschule besuchen. Dort kommt er mit anderen Vierbeinern in Kontakt und lernt spielerisch sich zu benehmen. Ansonsten muss der kleine Bergamasker schonend an alle ihm fremde Dinge gewöhnt werden. Dazu zählen zum Beispiel weitere Haustiere, Tierarztbesuche, Autofahren, Fell- und Zahnpflege oder der Freilauf.

Anschaffung eines Bergamasker

Ihr solltet euch einen Bergamasker Hirtenhund nur anschaffen, wenn ihr aktiv genug und bereit seid, den Vierbeiner artgerecht auszulasten. Für Senioren eignet sich das Energiepaket weniger. Wenn ihr euch als Hundeanfänger in den vierbeinigen Italiener mit Dreadlocken verliebt habt, solltet ihr vorher ausreichend Hundelektüre gelesen haben. Des Weiteren solltet ihr willens sein, den manchmal eigenwilligen Hirtenhund liebevoll und konsequent zu erziehen.

Wenn ihr einen reinrassigen Bergamasker kaufen wollt, kann dies sehr schwierig werden, da man ihn nur äußerst selten auf der Welt findet. Der Bergamasker Hirtenhund wird nur sehr selten gezüchtet mit etwa 200 Zuchttieren weltweit. Ihr müsst mit Sicherheit weite Wege und lange Wartezeiten in Kauf nehmen. In der Schweiz findet ihr einige wenige Bergamasker Züchter und in Italien werden jährlich etwa 100 Bergamasker Welpen ins Zuchtbuch eingetragen. Hierzulande werden durchschnittlich lediglich 15 Welpen jährlich verzeichnet.

Worauf muss ich beim Kauf achten?

Nur bei seriösen Züchtern, die in einem Zuchtverein eingetragen sind, solltet ihr Bergamasker Welpen kaufen. Denn eingetragene Züchter müssen die geltenden Zuchtordnungen einhalten und setzen nur gesunde Tiere für ihre Zucht ein. Sie unterliegen auch ständigen Kontrollen. Die Welpen sollten geimpft, gechippt und mehrfach entwurmt sein und in einem sauberen Umfeld ihre ersten Lebenswochen verbracht haben. Für einen Bergamasker Welpen mit Zuchtpapieren zahlt ihr ungefähr 800 Euro. Gewissenhafte Züchter geben ihre ein bis drei Welpen pro Wurf erst ab der 8. Lebenswoche ab.

Interessantes und Wissenswertes

Seit 2012 zählt der Bergamasker Hirtenhund zu den gefährdeten Haustierrassen. Deshalb hat die GEH, die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen, ihn auf die sogenannte ″Rote Liste″ gesetzt. Dem Engagement der GEH ist es zu verdanken, dass seit ihrer Gründung im Jahre 1981 keine Rasse in Deutschland mehr ausgestorben ist.

Ihr habt auch einen Bergamasker oder wollt euch bald einen zulegen? Erzählt mir mehr in den Kommentaren! 

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Alle Kommentare (1)

JFHEryMeL
06.07.2021 00:23 Uhr

QTMmvnazVoqhI

fhBZjUmoQGJLXVlr
15.07.2021 08:17 Uhr

rqWZKdRsHIevOPc

Antworten

Unbenannt