Kuvasz

Eigenständiger Hirtenhund

Der Kuvasz ist ein ungarischer Herdenschutzhund, der nicht unbedingt für jeden geeignet ist. Erfahrene Hundehalter werden mit dem weißen, ein wenig eigensinnigen Riesen jedoch viel Freude haben.

Geschichte des Kuvasz

Ursprünglich wurde der große, elegante Herdenschutzhund besonders häufig in Ungarn gehalten und gezüchtet. Eingesetzt wurde er dort vorab zum Hüten und Bewachen von Schafherden, aber auch für andere Viehherden. Dabei musste er nicht nur natürliche Feinde wie Wölfe und Bären von den Tieren fernhalten, sondern auch Diebe – daher rührt das angeborene Misstrauen der Rasse gegenüber Fremden. Zudem wurde der große Vierbeiner aufgrund seiner Bisskraft, seines furchtlosen Wesens und der eigenständigen Denk- und Arbeitsweise auch gern als Wachhund für riesige Grundstücke und Anwesen gehalten.

Lange Zeit wurden Herdenschutzhunde nicht in eigenständige Rassen unterteilt, sondern als eine Einheit gesehen. Daher gab es häufig Verpaarungen zwischen dem Kuvasz und dem zweiten bekannten ungarischen Hirtenhund, dem Komondor. Dieser ist vielen Menschen heute vor allem durch sein zotteliges Fell ein Begriff, das beinahe wirkt, als trüge der Vierbeiner Dreadlocks.

Erst im Jahr 1905 wurden die beiden Rassen getrennt und erhielten jeweils einen eigenen Rassestandard. Reiche Städter entdeckten den Kuvasz recht bald als statusträchtigen, edlen Begleiter im Alltagsleben – ein Grund dafür, dass diese Rasse trotz allem zumindest etwas besser an den heutigen Alltag angepasst zu sein scheint als andere Herdenschutzhunde.

Inzwischen gibt es im VDH gleich drei Vereine, die sich mit Zucht und Haltung des Kuvasz beschäftigen. Jährlich werden in Deutschland zwischen 50 und 100 Welpen dieser Rasse geboren – das klingt zunächst nicht viel. Doch muss man bedenken, dass der Kuvasz kein Hund für jedermann ist und nur sehr erfahrene Hundehalter sich an seine Haltung wagen sollten.

Wesen und Charakter

Der Kuvasz ist ein echter Herdenschutzhund – aber was bedeutet das überhaupt? Zunächst einmal musste er für seine ursprünglichen Aufgaben sehr selbstständig denken und handeln; Vierbeiner, die nur stur auf Kommandos reagieren, wären gerade in der Nacht unbrauchbar für den Schutz der Herde.

Daneben brauchte es vor allem einen starken, furchtlosen und mutigen Charakter sowie ein großes Anpassungsvermögen, um in der Schafherde zurechtzukommen. Für die Abwehr von körperlich überlegenen Raubtieren wie Bären benötigte der Kuvasz zudem eine niedrige Reizschwelle und ein gewisses Aggressionspotential: Ängstliche Hunde, die vor Feinden weglaufen, anstatt zu kämpfen, würden Herdenbesitzer sofort aussortieren.

All diese Eigenschaften klingen, für sich genommen, sehr positiv – doch gerade ihretwegen ist der Kuvasz weder ein Vierbeiner für unerfahrene Anfänger, noch ein typischer Familienhund. Im Alltag kann das eigenständige Denken schnell zum Problem werden, wenn der Halter zu wenig Konsequenz und Durchhaltevermögen besitzt – dann macht der Hund nämlich schnell, was ihm beliebt. In Verbindung mit der unterschwelligen Bereitschaft zur Gewalt und dem Misstrauen gegenüber Fremden kann das schnell eine explosive, sehr ungesunde Mischung werden!

Bei konsequenter, aber liebevoller Führung durch einen erfahrenen Besitzer hingegen kann der Kuvasz ein äußerst treuer, angenehmer Begleiter sein.

Anschaffung eines Kuvasz

Vor der Anschaffung eines Hundes dieser doch sehr speziellen Rasse müssen einige Fragen bedacht werden. Neben den grundsätzlichen Voraussetzungen – ein Grundstück, ausreichend Zeit, finanzielle Mittel für Fütterung und medizinische Versorgung eines so großen Tieres – muss der zukünftige Halter auch andere Aspekte beachten. Vor allem sollte er ehrlich hinterfragen, ob er ausreichend Erfahrung und Durchsetzungsvermögen hat, um einen solchen Vierbeiner zu handeln. Kommen bei dieser Frage auch nur geringste Zweifel auf, ist es empfehlenswert, nach einer anderen, passenderen Rasse Ausschau zu halten.

Worauf muss ich beim Kauf achten?

Wie bei allen anderen Rassen ist es auch beim Kuvasz wichtig, den Züchter mehrmals zu besuchen und wesentliche Dinge zu hinterfragen, bevor eine endgültige Kaufentscheidung getroffen wird. Dabei spielt neben Fachkundigkeit des Züchters, Sauberkeit der Anlage und der Gesundheit der Elterntiere bei dieser Rasse besonders die optimale Sozialisierung eine große Rolle: Gerade bei Herdenschutzhunden muss darauf geachtet werden, dass die Welpen neben Stubenreinheit, dem Spiel mit Eltern und Geschwistern, der Gewöhnung an Alltagsgeräusche und -situationen auch an Kontakte zu möglichst verschiedenen, ihnen unbekannten Menschen gewöhnt werden. So lässt sich das naturgemäße Misstrauen Fremden gegenüber zumindest etwas eindämmen, was im späteren Leben äußerst hilfreich sein kann.

Seriöse Züchter dieser Rasse werden den Käufer in spe genauestens unter die Lupe nehmen, um seine Eignung für einen Herdenschutzhund zu untersuchen. Denn sie kennen die Rasse genauestens und wissen, dass sie in falschen Händen nicht gut aufgehoben ist und großen Schaden anrichten kann. Ehrlichkeit ist hier ein Muss: Es hilft keinem, dem Züchter etwas vorzuspielen und anschließend dem Hund nicht gerecht werden zu können. Sollte dieser schlimme dennoch eintreten, nehmen viele Züchter den Hund übrigens wieder zurück und versuchen, ihn erneut zu vermitteln – besser ist aber, wenn das gar nicht erst nötig wird.

Entwicklung und Erziehung des Welpen

Die Welpen des Kuvasz sehen aus wie plüschige, sehr niedliche, tollpatschige kleine Teddybären. Von diesem Eindruck darf man sich nicht täuschen lassen – sie werden schnell zu sehr aktiven Energiebündeln, die voller Neugierde und mit viel Unsinn im Kopf ihre Umgebung erforschen. Dabei kann schon mal das ein oder andere zu Bruch gehen, denn mit soviel Kraft und Größe, die auch noch permanent zunehmen, muss man erst einmal umgehen lernen!

Körperliche Gewalt oder Druck als Reaktion auf kleine Missgeschicke dieser Art oder auch bei der Stubenreinheit sind nicht zielführend. Besser ist es, konsequent, aber liebevoll zu reagieren. Wie bei allen Hunderassen gilt: Gutes Benehmen wird ausgiebig gelobt, schlechtes möglichst ignoriert. Auf diese Weise begreifen die kleinen Vierbeiner viel schneller, was von ihnen erwartet wird; zudem werden sie so rasch eine innige Bindung zu ihrer Bezugsperson aufbauen.

Es ist außerdem äußerst wichtig, einen Kuvasz-Welpen frühzeitig daran zu gewöhnen, dass alle Familienmitglieder akzeptiert werden müssen und auch Gäste und andere Besucher, wie Postboten etc., nicht bedroht werden dürfen. Allerdings sollte das Grundstück dennoch so abgesichert sein, dass der Hund nicht in die Verlegenheit kommt, entscheiden zu müssen, ob der Betretende ein Einbrecher oder doch ganz harmlos ist. Entweder teilt man ihm einen eigenen, abgesperrten Bereich zu, oder die Klingel wird ganz außen angebracht.

Wie halte ich einen Kuvasz?

Wenn keine Erfahrungen mit Hunden, insbesondere Herdenschutzhunden, vorhanden sind: am besten gar nicht! Denn ein Hund für Anfänger ist der Kuvasz auf keinen Fall. Aufgrund seiner eigenständigen Arbeitsweise und dem Misstrauen Fremden gegenüber, die wie bei allen Herdenschutzhunden stark ausgeprägt sind, benötigt dieser Hund viel Erfahrung und eine konsequente, aber liebevolle Führung.

In den richtigen Händen kann der Kuvasz allerdings ein echtes Goldstück sein – dann ist er auch als Familienhund gut geeignet.

Angehörige der Rasse sind bevorzugt draußen: Das liegt verstärkt an ihrem großen Drang nach Eigenständigkeit, aber natürlich auch am dicken Fell, mit dem es ihnen in der Wohnung rasch viel zu warm wird. Für viele dieser Hunde ist daher keine Strafe, wenn man sie ins Grundstück ausquartiert – natürlich mit einem entsprechend komfortablen Unterschlupf, und eventuell einem Artgenossen als Gesellschaft.

Hier fühlt der Kuvasz sich wohl, denn hier kann er einer seiner ursprünglichen Aufgaben nachgehen: dem Bewachen des Grundstückes. Hier muss, wie oben schon erwähnt werden, die Sicherheit von Gästen und anderen Fremden stets gewährleistet werden: Der Zaun muss so abgesichert sein, dass der Kuvasz auch ausgewachsen nicht entwischen kann, und Besucher müssen die Möglichkeit haben, sich bemerkbar zu machen, ohne das Grundstück betreten zu müssen.

Aktivitäten mit dem Kuvasz

Diese Rasse ist bekannt für ihr in sich ruhendes, gefestigtes Wesen. Auch wenn viele der Hunde bis ins hohe Alter sehr verspielt sind und auch gern mit „ihren“ Menschen toben: Für Hundesport und andere Albernheiten auf Kommando können sich die meisten Kuvasz nicht begeistern. Ihnen genügt es, ihr Grundstück zu bewachen, mit ihrem Herrchen oder Frauchen spazieren zu gehen und ansonsten am alltäglichen Familienleben teilzunehmen.

Das zu bewachende Grundstück ist dabei allerdings nahezu unabdingbar – in einer Stadtwohnung und mit den räumlichen Einschränkungen des Stadtlebens allgemein kommt diese Rasse nur schlecht bis gar nicht zurecht. Sie braucht Platz für Bewegung, zudem sind in der Stadt für einen Herdenschutzhund viel zu viele unbekannte Menschen auf engstem Raum versammelt – das macht ihn nervös, im schlechtesten Fall ergreift er die „Flucht nach vorn“ und wird aggressiv.

Gesundheit und Pflege

Der Kuvasz ist ein sehr pflegeleichter Hund: Gelegentlich gebürstet zu werden, reicht ihm völlig. Baden ist nicht nur unnötig, es zerstört zudem die natürliche Schutzbarriere der Haut und sollte daher unbedingt unterlassen werden!

Zudem ist die Rasse sehr alt und ursprünglich – daher sind diese Hunde besonders robust und nicht anfällig für Krankheiten. Auch Allergien treten nur in seltenen Fällen auf. Dennoch sollte das Futter – wie bei allen Rassen – überwiegend aus fleischlichen Bestandteilen bestehen und möglichst kein Getreide enthalten. Für die Zahnpflege können Snacks aus getrocknetem Fleisch und/oder getrockneter Tierhaut gegeben werden. Sie dienen zudem der Entspannung und Beschäftigung des Vierbeinersj.

Interessantes und Wissenswertes

Der Kuvasz ist eng verwandt mit dem ungarischen Komondor, hat im Gegensatz zu dessen zotteliger Mähne aber ein mittellanges, glattes Fell. Wie fast alle Hunde, die überwiegend zum Hüten und Beschützen von Schafen eingesetzt werden, gibt es ihn nahezu nur mit weißem Fell.

Ihr habt auch einen Kuvasz oder wollt euch einen zulegen? Erzählt uns in den Kommentaren, was die Rasse eurer Meinung nach so besonders macht! 

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