23.06.2025

Interview mit Hundeexperte Martin von Dogvers

Wer einen Hund bei sich aufnimmt, übernimmt Verantwortung – und oft unterschätzt man dabei, wie viel wirklich dazugehört. Von unterschwelligen Alltagsrisiken über sinnvolle Versicherungen bis hin zur Frage, ob moderne Technik wie GPS-Tracker heute Standard sein sollte: Wir haben mit Hundeexperte Martin von Dogvers gesprochen, der seit Jahren Hundehalter in schwierigen Situationen begleitet.

Seine Antworten sind ehrlich, erfahren – und manchmal ziemlich drastisch. Aber genau das macht sie so wertvoll.

1. Klingt erstmal trocken – aber am Ende geht's um Leben und Tod. Was sind die häufigsten unterschätzten Gefahren für Hunde im Alltag?

Ganz ehrlich: Die größten Gefahren lauern nicht im Wald oder auf Reisen, sondern direkt vor der Haustür. Viele unterschätzen, wie schnell ein Hund in eine lebensbedrohliche Situation geraten kann – zum Beispiel durch Giftköder, Stromkabel, verschluckte Gegenstände oder sogar das falsche Spielzeug. Auch offene Balkone, gekippte Fenster oder unbeaufsichtigte Gewässer sind häufige Unfallquellen.

Ein Klassiker: Der Ball rollt auf die Straße – der Hund hinterher. Ohne gute Erziehung oder Leine kann das tödlich enden. Und dann gibt’s noch das Thema Sommerhitze im Auto, das jedes Jahr Opfer fordert.
Kurz gesagt: Alltagssituationen sind oft gefährlicher als extreme Ausnahmesituationen – einfach, weil man sie nicht ernst genug nimmt.

2. Mal ehrlich: Wie viele Versicherungen braucht ein Hund wirklich – und welche sind überflüssig?

Wirklich wichtig sind 2 Versicherungen – alles andere ist nett, aber optional:

1. Hundehalterhaftpflicht: In vielen Bundesländern Pflicht – und auch dort, wo sie es nicht ist, absolut sinnvoll. Ein einziger Biss oder Unfall kann dich sonst finanziell ruinieren.

2.a. Hunde-OP-Versicherung: Rettet dir im Ernstfall den Geldbeutel. Not-OPs kosten schnell mehrere Tausend Euro – hier trennt sich oft finanzielle Realität von Tierliebe.

2.b. Hundekrankenversicherung: Wer sich rundum absichern will – auch bei Diagnostik, Medikamenten oder chronischen Krankheiten – sollte auf Vollschutz setzen. Hier ist die OP-Versicherung in Deutschland immer enthalten.
Überflüssig? Alles, was dir nur Mini-Leistungen mit hohen Beiträgen verkauft. Zahnstein-Politur-Versicherung? Lieber sparen und sinnvoll investieren 😊.

3. Du begleitest seit Jahren Hundebesitzer in Krisensituationen. Was war dein schlimmster Fall – und wie hätte man ihn verhindern können?

Ein Fall, der mir bis heute Gänsehaut macht: Ein junger Hund verschluckt beim Spielen im Garten einen Maiskolben. Der Besitzer denkt, das kommt schon wieder raus – stattdessen blockiert das Ding den Darm.

Erst zu spät in die Klinik, OP nötig, Komplikationen – am Ende musste der Hund eingeschläfert werden. Das Dramatische: Mit einer OP-Versicherung hätte man sofort reagiert. Ohne finanzielle Sorgen. Ohne Zeitverlust.

Die Lehre daraus? Lieber einmal zu viel absichern als einmal zu spät handeln. Und: Aufklärung rettet Leben – viele wissen nicht, wie tückisch scheinbar harmlose Gegenstände sein können.

4. Technik trifft Tierliebe: Viele halten GPS-Tracker noch für „Spielerei“. Wie siehst du das – ist moderne Technik mittlerweile ein Muss für verantwortungsvolle Hundehalter?

Eindeutiges Ja. Ein GPS-Tracker kann im Ernstfall den Unterschied machen – ob du deinen Hund in 10 Minuten findest oder nie wieder. Besonders wichtig bei jagdlich motivierten Hunden, Angsthunden oder Neulingen in der Familie.

Technik wie Tracker, digitale Impfpässe, smarte Futterautomaten oder Kameras ist längst keine Spielerei mehr, sondern Teil moderner Verantwortung.
Natürlich ersetzt sie nicht deine Aufmerksamkeit oder gute Erziehung – aber sie ergänzt sie. Und zwar sinnvoll. Wer heute sagt: „Brauche ich nicht“, sagt im Notfall vielleicht: „Hätte ich mal …“

5. Gerade Ersthundebesitzer sind oft überfordert. Was würdest du ihnen heute zum Thema Tiersicherheit raten – und was würdest du selbst anders machen, wenn du zurückblickst?

Mein wichtigster Rat: Bereite dich vor wie auf ein Kind – mit allen Höhen und Tiefen.

Lies nicht nur über Futter und Leinen, sondern über Erste Hilfe, Vergiftungsgefahren, Versicherungsschutz und was im Notfall zu tun ist. Speichere dir die Nummer deines Tierarztes, des Notdienstes und deines Versicherers direkt ins Handy. Und leg Geld für den Notfall zurück – oder schließ eine gute OP- oder Krankenversicherung ab.

Was ich selbst heute anders machen würde? Ich hätte früher abgesichert, mehr Fragen gestellt und weniger geglaubt, „das wird schon“. Der Spruch „Wird schon gutgehen“ hat noch nie ein Leben gerettet – Vorbereitung schon.

Fazit: Verantwortung beginnt vor dem ersten Spaziergang

Ob Technik, Tierarzt oder Versicherung – das Interview mit Martin zeigt eindrücklich: Tiersicherheit ist kein Randthema, sondern Grundausstattung.

Wer früh vorsorgt, erspart sich im Ernstfall Leid, Kosten und Schuldgefühle. Besonders für Ersthundebesitzer gilt: Du musst nicht alles wissen – aber du solltest die richtigen Fragen stellen.

👉 Du willst wissen, was genau du nach dem Einzug deines Hundes beachten solltest? Dann schau dir unsere Checkliste für neue Hundebesitzer:innen an:

Kommentar schreiben

Unbenannt
Alle Informationen zum Datenschutz findest Du in der Datenschutzerklärung.

Alle Kommentare (0)

Schreibe als erstes einen Kommentar!