
Der Stöberhund
Geschichte, Herkunft und FunktionStöberhunde sind vielen anderen Jagdhunderassen haushoch überlegen. Sie haben aber eine herausfordernde Persönlichkeit und werden deshalb nur von erfahrenen Hundehaltern eingesetzt. Dabei haben die Gebrauchshunde eine starke Bindungsfähigkeit – auch gegenüber Kindern – die ein Familienleben prinzipiell ebenfalls möglich macht.
Was ist ein Stöberhund?
Unter Stöberhunden sind Rassen zu verstehen, die zu den Wald- und Gebrauchshunden im Jagdsektor zählen. Sie sind also keine klassischen Familienhunde, sondern erfüllen einen praktischen Nutzen und helfen beim Aufspüren von Wild. Stöberhunde bedienen ein Nischengebiet. Ihre Funktion und die jagdspezifischen Charaktereigenschaften führen dazu, dass Anfänger mit der Erziehung dieser Hunde häufig an ihre Grenzen stoßen und die Haltung deshalb einem erfahrenen (häufig in der Jagdbranche arbeitenden) Personenkreis vorbehalten ist.
Die Merkmale eines Stöberhund
Obwohl die einzelnen Stöberhunderassen den gleichen Nutzen haben, weichen sie in Bezug auf ihre optischen Merkmale teils erheblich voneinander ab. Zum Schutz vor Verletzungen im Dickicht haben sie jedoch meist langes Fell. Im ausgewachsenen Zustand sind sie mittelgroß.

Das sind die körperlichen Merkmale der einzelnen Rassen in Stichpunktform:
Der Deutsche Wachtelhund
Schulterhöhe: bis zu 52 cm
Körperbau: kräftig, sportlich, muskulös
Fell: langhaarig
Der Clumber Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 51 cm
Körperbau: kurze Beine, kräftig und schwer
Fell: langhaarig
Der English Cocker Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 40,5 cm
Körperbau: kräftige Beine, kompakte Statur
Fell: langhaarig
Der English Springer Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 51 cm
Körperbau: stämmig und kompakt
Fell: langhaarig
Der Field Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 46 cm
Körperbau: länglicher Körper, muskulös
Fell: mittellang oder langhaarig
Der Sussex Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 41 cm
Körperbau: kurze Beine, länglicher Körper, kräftige Statur
Fell: mittellang
Der Welsh Springer Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 48,5 cm
Körperbau: kräftig, kompakt
Fell: langhaarig
Der Nederlandse Kooikerhondje
Schulterhöhe: bis zu 40 cm
Körperbau: sportlich-muskulös
Fell: mittellang
Der American Cocker Spaniel
Schulterhöhe: bis zu 39 cm
Körperbau: kräftig und kompakt
Fell: mittellang
Was einen Stöberhund ausmacht: Die Aufgaben
Stöberhunde werden für jagdliche Hilfsaufgaben eingesetzt. Ziel ist es, Niederwild (beispielsweise Hasen und Fasane) in Wäldern, Sümpfen und in Ufernähe aufzuspüren. Um ihre Aufgabe zu erfüllen, setzen die Jagdhunde ihre geschulte Nase bei der Fährtensuche ein. Sie nutzen sogenannte Spürlaute, um auf weite Distanz mit ihrem Führer zu kommunizieren, denn einen Sichtkontakt gibt es bei der Arbeit im weiträumigen Gelände häufig nicht. Stöberhunde sind in ihrer Tätigkeit also oft auf sich allein gestellt. Das sogenannte Buschieren findet jedoch in unmittelbarer Nähe (knapp 30 m Abstand) zum Jäger statt.
Obwohl der Fokus auf dem Aufstöbern und Treiben des Wildes liegt, können Stöberhunde aufgrund ihrer Fährtensicherheit auch Wundfährten der verletzten Wildtiere aufnehmen oder diese zu ihrem Halter apportieren.
Die Persönlichkeit
Stöberhunde sind charakterstark. Das hat mit ihrem Aufgabenbereich bei der Jagd zu tun. Schließlich meistern sie im Zuge dessen allerlei Herausforderungen, bei denen es Mut und Willensstärke braucht. Dadurch, dass zwischen Hund und Führer oft eine große Entfernung liegt, trifft der Vierbeiner seine Entscheidungen allein.
Mit dieser Kombination an Eigenschaften ecken die Stöberhunde zwar häufig an, sie brauchen diese Persönlichkeit aber, um brenzlige Situationen in ihrem „Berufsalltag“ zu überstehen.
Ein weiteres Laster des Stöberhundes ist die starke Jagdambition. Sobald er Fährte wittert, steht die Stöberarbeit im Vordergrund.
In so einem Moment sind die Instinkte so präsent, dass er die Anweisungen seines Halters und Gefahren nur noch unterschwellig oder gar nicht mehr registriert. Während andere Hunde einen starken Will-to-please haben, gibt es bei den Stöberhunden in Bezug auf den Gehorsam also einen ganz klaren Grenzbereich.
Stöberhunde haben aber auch Bereiche, in denen sie stärker als andere Rassehunde sind:
- Kondition
- Arbeitswille
- Fährtenfindigkeit
- Gedächtnisleistung
- Orientierungssinn
- Sozialverträglichkeit (auch mit Kindern)
Die Erziehung
Da Stöberhunde nicht zum Gehorsam neigen, kann die Erziehung ein echter Kraftakt sein.
Aber mit diesem Konzept kann es trotzdem funktionieren:
- Stöberhunde benötigen Geduld, klare Regeln, Routine und Konstanz.
- Außerdem hilft es dem Halter, wenn er ein Gespür für die Stärken und Schwächen seines Hundes hat.
- Die Trainingsmethoden sollten zu den Stöberhunden passen oder anders ausgedrückt: Die Erwartungshaltung sollte auf die Besonderheiten dieser Tiere zugeschnitten sein.
- Übungen zur Impulskontrolle erhöhen die Gelassenheit und helfen dabei, die instinktiven Reaktionsmuster in den Griff zu bekommen.
- Da das Vertrauen ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Hundeerziehung ist, sollte der Bindungsaufbau ein Trainingsschwerpunkt sein.
- Die schnellsten Erfolge lassen sich bis zum vierten Lebensmonat erzielen, weil der Welpe in dieser Zeit weder jagdliches Interesse und noch pubertäre Lernblockaden hat.
Der Stöberhund: die Geschichte und Herkunft
Die gemeinsame Geschichte der Stöberhund fängt wohl irgendwo in der Antike an, denn damals wurden die Jäger bereits tatkräftig von ihren Hunden beim Aufstöbern beispielsweise von Flugwild unterstützt.

Der genaue Ursprung der einzelnen Rassen teilt sich jedoch in separate Entstehungsgeschichten auf:
I. Die Spaniels
Ob die Spaniels tatsächlich aus Spanien kommen oder ob sich der Name vom keltischen Ausdruck für Kaninchen (= spain) ableiten lässt, ist bis heute unbekannt.
Historische Funde deuten aber darauf hin, dass die Spaniels in einer optisch ähnlichen Erscheinung schon seit rund 10.000 Jahren fortbestehen.
Doch die Reinzüchtung der verschiedenen Spanielrassen und das deutsche Zuchtgeschehen kamen aber erst ab dem 19. Jahrhundert in Fahrt.
II. Der Deutsche Wachtelhund
Der Ursprung der Deutschen Wachtelhunde fängt im Oberbayern des 18. Jahrhunderts an. Auch diese Rasse wurde erst eine Weile nach ihrer natürlichen Entstehung nach Zuchtmaßstäben selektiert (ab 1897).
Die Zucht der Deutsche Wachtelhunde zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie im Laufe der Zeit immer fachkundiger wurde, aber teilweise auch erheblichen Schwankungen in der Geburtenrate unterworfen war.
III. Der Nederlandse Kooikerhondje
Die Entstehung des Nederlandse Kooikerhondje geht ebenfalls auf die Entenjagd zurück. Die Jäger setzten ihre vierbeinigen Gehilfen schon seit dem Mittelalter als sogenannte Vogelhunde ein.
Zusätzlich wurden sie als Allrounder sowohl für die Jagd auf Schadnager und als auch als lebendiges Alarmsystem gebraucht.
Obwohl sich die Bestände auf einem bedenklich niedrigen Niveau bewegten, wagten die Niederländer 1939 die professionalisierte Zucht. In der direkten Folge wurde die Rasse 1971 innerhalb der Landesgrenzen und 1990 auch außerhalb davon vom international führendem kynologischen Dachverband (FCI) anerkannt.
Stöberhunde Rassen – wer gehört dazu?
Der FCI (Fédération Cynologique Internationale) teilt die Gruppe 8, zu der auch die Stöberhunde gehören, in mehrere Sektionen ein. Insgesamt sind in der Sektion 2 – Stöberhunde neun Hunderassen anerkannt, von denen bis auf den Deutschen Wachtelhund und den niederländischen Kooikerhondje alle den Spaniels angehören. Als sogenannte Vogelhunde gehören der niederländische Kooikerhondje und die Spaniels thematisch sogar zusammen.
Diese Stöberhunderassen kommen im Verzeichnis der FCI vor:
- Deutschland: Der Deutsche Wachtelhund
- Großbritannien: Der Clumber Spaniel, der English Cocker Spaniel, der English Springer Spaniel, der Field Spaniel, der Sussex Spaniel, der Welsh Springer Spaniel
- Die Niederlande: Der Nederlandse Kooikerhondje
- Die Vereinigten Staaten von Amerika: Der American Cocker Spaniel
Den English und American Cocker Spaniel sind farbliche Unterkategorien aufgeführt.
Während der FCI nur eine deutsche Stöberhundrasse – nämlich den Deutschen Wachtelhund – listet, hat der JGHV (Jagdgebrauchshundeverband) zusätzlich den Englischen Cockerspaniel und den Springer Spaniel anerkannt.
Ihr besitzt bereits einen Hund, der der Stöberhund Rasse angehört, oder möchtet euch in Zukunft einen zulegen? Erzählt uns in den Kommentaren gerne mehr darüber!
Kommentar schreiben
Alle Kommentare (0)