10.12.2021

Hund beißen abgewöhnen

So geht es richtig

Dass Hunde zum Spiel oder in einer Gefahrensituation beissen ist normal, doch wie könnt ihr eurem Hund das Beissen abgewöhnen?

In menschlicher Obhut wird das Beissen zu Verteidigungszwecken normalerweise nicht gebraucht und auch das spielerische Beissen soll am besten zärtlich sein.

Der nachfolgende Artikel zeigt praktische Trainingsvarianten auf.

Beissen abgewöhnen Hund – so gelingt es euch

Das Beissen ist eine Verhaltensart, die im Leben eines Hundes aus der Zweckmäßigkeit heraus entsteht. Hunde brauchen ihr Gebiss, um Kämpfe auszutragen und im Zusammenhang mit der Jagd. Im Leben der meisten Hunde sind Bisse jedoch nicht mehr notwendig und vor allem unerwünscht. Da die Beißhemmung (der Hund soll seine Beißkraft auf ein tolerables Maß reduzieren) aber nicht natürlich ist, müsst ihr sie gezielt mit eurem Hund trainieren.

Bei erwachsenen Hunden ist die Beissproblematik oft Symptom für eine missglückte Erziehung, für ein körperliches oder für ein Verhaltensproblem.

Neben Soforthilfemaßnahmen, wie dem Meideverhalten und dem Tragen eines Maulkorbs, ist konsequentes Training die effektivste Möglichkeit, die das Verhaltensproblem lösen oder lindern kann.

Jungem Hund Beissen abgewöhnen – diese Methoden führen euch zum Ziel

Das Beissen ist unter Hunden eine gewöhnliche Verhaltensweise und gehört demnach zur natürlichen Entwicklung des Welpen mit dazu. Welpen gehen mit ihren Zähnen auf Erkundungstour und setzen ihr Gebiss im Spiel mit ihren Artgenossen ein. Während Aggressionen bei erwachsenen Hunden ein Grund fürs Beissen sein können, sind negative Emotionen dieser Art bei Welpen normalerweise nicht im Spiel. Sie haben schlichtweg noch nicht gelernt, wie sie ihre Beißkraft kontrollieren.

Da der ruppige Umgang nicht erwünscht ist, ist es wichtig, den Einsatz der Zähne stark zu reduzieren. Ziel ist es, dass es weder zu materiellen noch zu personellen Schäden kommt.

Die nachfolgende Auflistung enthält Tipps, mit denen ihr die Beissfreude eures Welpen minimieren könnt:

  • Welpen lernen vor allem im Umgang mit ihren (gleichaltrigen und erwachsenen) Artgenossen, wo die sozialen Grenzen sind. Deshalb ist es wichtig, dass der Hund Kontakte zu Seinesgleichen, beispielsweise in einer Hundeschule, pflegt.
  • Bedrängnis schürt die Verteidigungsbereitschaft und löst Ängste aus. Sobald der Hund Angst hat, solltet ihr die Situation entschärfen, sodass sich die emotionale Verfassung eures Tieres wieder auf einem neutralen Niveau einpendeln kann.
  • Hunde lernen am Erfolg. Sie werden also jene Verhaltensweisen wiederholen, die ihnen persönlich etwas bringen. Wenn ihr euren Hund für gute Manieren lobt, wird dieser Umgang für ihn erstrebenswerter sein.
  • Aufgrund der körperlichen Überlegenheit sind die Bisse des Welpen für eine erwachsene Person kein wirkliches Problem. Bei Kindern sieht das jedoch anders aus. Hunde und Kinder sollten deshalb nie unbeaufsichtigt miteinander spielen. Außerdem ist es wichtig, dass die Kinder wissen, wie mit Hunden umzugehen ist. Klärt eure Kinder darüber auf, dass
    • Sie nicht rennen, schreien oder klatschen sollen. Der Hund könnte das als Spielaufforderung verstehen. Zudem können hektische Bewegungen die Jagdinstinkte stimulieren.
    • Sie keine Zerrspiele spielen. Zerrspiele nehmen schnell eine bedrohliche Eigendynamik an.
    • Der Hund ein Lebewesen mit Bedürfnissen und Gefühlen ist. Kneifen, an den Rute oder den Ohren ziehen, den Hund erschrecken oder in Bedrängnis bringen sind tabu.
  • Wendet zusätzlich die Regeln aus dem Unterabschnitt “Hund Händebeissen abgewöhnen” an.

Die Beißhemmung (das Beissen mit reduzierter Kraft) ist also ein Erziehungsziel, das ihr gemeinsam erreichen müsst. Wenn ihr konsequent daran arbeitet, seit ihr an diesem Punkt bis zum Zahnwechsel des Hundes (etwa Lebensmonat vier) angelangt. Erwachsene Hunde können die Beißhemmung zwar ebenfalls erlernen, allerdings kann es länger dauern und aufgrund der Kieferkraft gefährlicher sein.

Hund spielerisches Beissen abgewöhnen

Es gibt verschiedene Situationen, in denen der Hund Beissverhalten zeigen kann, beispielsweise zur Verteidigung. Bisse im Kampf zeichnen sich durch die Heftigkeit aus. Hat sich der Hund in seinem Gegenpart verbissen, lässt er so schnell nicht wieder los.

Spielerisches Beissen sieht anders aus: Im Spiel wird zwar der Ernstfall simuliert, aber der Hund hegt keine ernsthafte Verletzungsintention. Trotzdem können auch im Zuge des spielerischen Beissens Verletzungen entstehen. Je älter der Hund ist, desto größer wird die von ihm ausgehende Verletzungsgefahr. Deshalb solltet ihr die folgenden Regeln möglichst früh in euren Alltag etablieren:

  • Bietet eurem Hund spannende Alternativen an. Lenkt das Beissinteresse eures Hundes auf Kauartikel oder Hundespielzeug um und probiert verschiedene Sportarten (Fährtenarbeit, Agility, Joggen) aus. Der Hund soll Interesse an anderen Aktivitäten entwickeln und lernen, sich adäquat (ohne Einsatz der Zähne) zu beschäftigen.
  • Signalisiert euren Schmerz und setzt ein Unterbrechungssignal ein.
  • Ihr solltet euren Hund nicht darin bestärken, dass er grob mit euch oder mit seinen Artgenossen spielt. Ruppiges Spiel endet oft im Übermut und ist zu doll. Der Vierbeiner kann seine Kräfte besser zügeln, wenn sein Halter auf sanfte Weise mit ihm interagiert.

Hund Händebeissen abgewöhnen

Dass Hunde in die Hände Beissen, ist ein gängiges Problem. Da sich die Hände so toll bewegen, eignen sie sich aus Sicht des Hundes prima für die Jagd. Aus Sicherheitsgründen ist aber wichtig, dass ihr die Hände mit einem Tabu belegt. Schließlich macht der Hund zwischen Erwachsenen und Kindern keinen Unterschied.

Auf diese Weise führt ihr die neuen Regeln ein:

  • Sobald der Hund in eure Hand zwickt, jault ihr mit schmerzhafter Stimme auf. Der Vorteil an dem hundeähnlichen Jaulen ist, dass der Hund diese Laute zuordnen kann, weil er die Bedeutung aus seiner Hundesprache bereits kennt.
  • Führt ein allgemeines Unterbrechungssignal ein. Beispiel: „Nein“, „Ende“ oder „Aus“.
  • Unterbrecht das Spiel, wenn der Umgang zu ruppig ist. Falls der Hund die Spielpause nicht akzeptieren will, solltet ihr den Raum wechseln und/oder ihn für einen kurzen Moment ignorieren. Der Hund soll dadurch lernen, dass der Einsatz der Zähne negative Folgen für ihn hat.
  • Setzt eure Hände nicht als Spielzeug, sondern stattdessen extra dafür konzipierte Hundeartikel (beispielsweise Zerrspielzeug und Kauprodukte) ein. Dadurch vermittelt ihr eurem Hund, welche Dinge verboten sind und an welchen er sich austoben kann.
  • Manche Hunde beissen aus der Emotion heraus. Versucht in einem solchen Fall, die Geschwindigkeit aus dem Spiel herauszunehmen. Nehmt eine ruhige Körpersprache an, die den Hund nicht weiter aufstacheln kann.

Erwachsenen Hund beissen abgewöhnen

Wenn erwachsene Hunde Beissen, kann das aufgrund ihrer enormen Bisskraft sehr gefährlich sein! Doch in den meisten Fällen kündigt sich der Angriff vorher an.

Wenn der Hund knurrt, in die Luft schnappt oder die Zähne fletscht, sendet er eindeutige Warnsignale aus, die unbedingt ernst zu nehmen sind! Ob der Hund schlussendlich beißt, hängt aber nicht nur von der Berücksichtigung dieser Anzeichen, sondern auch von seiner individuellen Impulskontrolle ab.

Um eurem Hund zu helfen, ist es wichtig, dass ihr auf Ursachenforschung geht. Angst und Verteidigung sind die klassischen Gründe, dennoch können auch andere Auslöser, beispielsweise eine Erkrankung, ursächlich sein.

Sobald ihr den Trigger gefunden habt, könnt ihr zum praktischen Training (Anti-Beiß-Training oder Verhaltenstherapie) übergehen. Der Maulkorb kann am Anfang eine sinnvolle Schutzmaßnahme sein. Achtet darauf, alle Personen, die mit dem Hund interagieren, bezüglich der Trainingsabläufe zu instruieren. Jede Kontaktperson sollte sich entsprechend eurer Anweisungen verhalten und wissen, wie sie sich im Extremfall zu verhalten hat.

Hund Kabelbeissen abgewöhnen

Wenn der Hund in Kabel beißt, ist das zweifelsohne ärgerlich. Noch viel schlimmer ist aber die Gesundheits- und die Lebensgefahr!

Um einen tödlichen Stromschlag zu verhindern, ist es wichtig, dass ihr etwas für den Schutz eures Hundes tut:

  • Reibt die Kabel mit übelriechenden Duftstoffen (Beispiel: Nelkenöl) ein.
  • Gewöhnt euren Hund ans alleine Sein und an das Nutzen einer Ruhebox.
  • Deckt die Kabel mit Kabelleisten ab.
  • Bietet eurem Hund attraktive Alternativen (Knochen, Kauspielzeuge) an.
  • Stoppt den Hund mit einem klaren „Nein!“.

Hund das Leinebeissen abgewöhnen

Dass der Hund in die Leine beißt, kann beim Spazierengehen sehr störend sein. Aus Sicht des Hundes lädt die Leine jedoch zum Spielen ein, da sie wippt und wackelt und sich somit auf reizvolle, spielerische Art bewegt. Der Spieltrieb des Hundes kann also Grund für den Biss in die Leine sein. Andere Hunde beissen zu, weil sie frustriert oder überfordert sind. Wieder andere Hunde drücken mit dem Biss ihr Bedürfnis, etwas apportieren zu wollen, aus.

Nachdem ihr den Grund ermittelt habt, solltet ihr dafür sorgen, dass der Hund mit dem Leinebeissen in Zukunft nicht mehr erfolgreich ist. Wenn er durch das Beissen seine Ziele erreicht, will er mehr davon und wird diese Unart deshalb ständig wiederholen.

Wenn ihr diese Methoden durchführt, hört der Hund schon bald mit der lästigen Angewohnheit auf:

  • Falls euer Hund in die Leine beißt, um mit ihr zu spielen, solltet ihr das Spiel bewusst unterbrechen (den Hund ein Weilchen ignorieren, die Leine fallen lassen oder sie mit dem Fuß fixieren), da er so die Lust daran verliert.
  • Nutzt ein Abbruchsignal, wenn ihr euch ein solches bereits erarbeitet habt. Führt euren Hund anderenfalls langsam an die Signalarbeit heran.
  • Bietet eurem Hund ein Stöckchen oder ein Spielzeug an, falls er den Kontakt zu Gegenständen braucht.
  • Wenn der Hund mit dem Beissen auf Überforderung reagiert, solltet ihr die situativen Reize so verändern, dass er besser damit zurechtkommen kann.
  • Indem ihr die Leine an einer Rückenöse des Hundegeschirrs befestigt, erwirkt ihr, dass der Hund die Leine nicht mehr so leicht erreichen und hineinbeißen kann.
  • Zu guter Letzt habt ihr die Möglichkeit, die Leine mit einer Flüssigkeit zu benetzen, die dem Hund nicht schmeckt (Beispiel: Zitronensaft).

 

Neigt euer Hund auch manchmal zum Beißen? Schreibt gerne in die Kommentare, wie ihr damit umgeht.

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